Zu Beginn möchte ich meine Hochachtung an Gabi aussprechen, die 5 Tage lang, 10 Wildgänse in 2 Gruppen durch 2 Formen jongliert hat. Das sind ungelogen 128 Einzelbewegungen. Gabi war auf Zuruf in der richtigen Form, an der richtigen Stelle und hatte den richtigen Input für die jeweils Übende parat. Wow kann ich da nur sagen.
Das Wetter hat uns raus gelockt und belohnt. Wir konnten an schönen Plätzen unter freiem Himmel unsere Wildganstage in vollen Zügen genießen.
Ich selbst habe mich aufgemacht, um die zweite Form zu erlernen. Sie ergänzt sich sehr schön zur Ersten und lässt uns durch das Beklopfen, Streichen, Dehnen und Öffnen von Akupunkturpunkten und Meridianen mit dem Qi direkt üben, um mehr noch eine Verbindung zum Ursprung herzustellen. Wir waren wirklich fleißig und haben in beiden Gruppen es geschafft, die Formen zu vollenden. Auch wenn uns die zweite Form, die auch „nur“ 64 Bewegungen hat, viel länger erschien.
Nach der Mittagspause konnten wir den theoretischen Ausführungen von Gabi über die Symbolik der Wildgans, sowie dem Zusammenhang mit dem I Ging und des Übens selbst, mit und in der Form lauschen.
Eine weitere schöne Abwechslung zum Formen lernen, war die morgendliche Schüttelstunde. Erst ein Überwinden, dann ein Spüren und schlussendlich ein Genießen des Gefühls, etwas abgeworfen und gelöst zu haben und sich viel freier und lockerer zu fühlen.
Ich fahre mit einer Flut an Bildern, Formen, Bewegungen, Übergängen und Eindrücken nach Hause und hoffe sehr, dass ich dort in die Form gleich wieder reinfinde, um sie einzuschleifen und weiter zu formen, um bald mit den anderen Wildgänsen gemeinsam wieder einmal einen Ausflug starten zu können.
Armin Fischwengler schrieb:
„Wenn Qigong wie ein Garten ist, dann ist Wildgansqigong die schönste Blume in ihm.“
Und so ist es. Es macht einfach nur Spaß, sich durch die Formen gleiten zu lassen und nur den Wind und die Sonne um die Flügel zu spüren.
Danke Gabi, fürs Vorausfliegen.
Madeleine Warken-Jugl Kampfkunstzentrum Weil am Rhein
Wildgans – Qigong – Trainingslager
Ein ungewohnt anderes Trainingslager führte uns in diesem Spätsommer im Budokan Bensheim allmorgendlich um 9 Uhr zusammen und ließ uns gegen Abend wieder auseinanderflattern. Das Flattern ist eine wesentliche Bewegung die beim Dayan Gong geübt wird. Sie imitiert das Flügelschlagen und ist wie viele Bestandteile der Form eng an körperliche Gewohnheiten im Lebenszyklus einer Wildgans angelehnt. Es ist faszinierend zu spüren, wie sehr man „Gans“ werden kann – mit dem Morgentau spielen, sich putzen, etwas watscheln, etwas Flattern, Futter naschen, sich in die Lüfte erheben und fliegen, ein Nest bauen… Gabi begleitete uns mit viel Hingabe beim Erlernen von neuem und dem Wiederholen bekannter Formenabschnitte. Die Übungsorte im Kloster Lorsch – mit den von der Bewässerung saftig grünenden Rasenflächen – bis zum Weinberg – mit trockenen Bäumen, die schon ihre Äste abwarfen und den verdorrten Wiesen, die farblos in der Spätsommerwärme knisterten – konnten verschiedener nicht sein. Auf der frischen Wiese, die am Morgen noch mit Wasser benetzt war, fühlte sich die Wildgans sehr frisch und lebendig an, am Nachmittag, auf dem Berg, war sie schon etwas müde, blieb aber doch beharrlich, ausdauernd und hielt eben durch – eine Bandbreite, die typisch ist für das Wesen des Vogels selbst. So verflogen förmlich fünf Tage und die Routine, die sich beim Üben einstellte, gab beste Grundlagen für die nächsten Flüge daheim. Danke für die vertraute Gemeinschaft.
Irina Felber Furyukan Königsbrück
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